Räuchern und Einkehr

Wir hatten lange und gespannt darauf gewartet, nun konnte es endlich stattfinden. Das Seminar „Räuchern und Einkehr“.  Unter der Leitung von Maria Salomé Hoffmann und Manfred Heßel wurden die Teilnehmer an diesem Tag in die materiellen und spirituellen Wirkungsweisen des Räucherns eingeführt. Dabei war es egal, ob man Vorkenntnisse mitbrachte oder, wie mehrfach gesagt wurde, eine durch dubiose Räucherstäbchen-Variationen in den Achtzigern etablierte Skepsis. Ich war sehr gespannt auf den Seminartag, der uns eine andere, losgelöste Sichtweise auf dieses uralte Ritual des Verglimmens von Pflanzenteilen, eröffnete.

Das Wetter hat ebenfalls mitgespielt, es war sonnig und trocken, sodass wir uns, nach einer Einführung drinnen in gemütlicher Runde, im Hortus, dem Heilpflanzengarten und Herzen der Gödenrother Gärten, zum ersten gemeinsamen Räuchern versammeln konnten.

Es war schon magisch, wie mit Hilfe von Feuer das Kraut in einen duftenden, lebendigen, aufstrebenden und alles umwebenden weißen Rauch verwandelt wurde. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Menschen in früheren Zeiten davon stark beeindruckt waren.

Der Rauch von Salbei wurde herumgereicht, aromatisch, kräftig, reinigend. Die Indianer nutzen die Kraft des Salbeis um Versammlungen zu segnen. Noch bevor ein Wort gesprochen wurde, hat Maria S. Hoffmann alle Beteiligten der Versammlung „abgeräuchert“, um „ganz im Hier und Jetzt ankommen und mit klarem Geist und offenem Herzen sprechen zu können“, wie sie uns erklärte.

Weitere Räuchertechniken, welche in naturverbundenen Gesellschaften noch lebendig sind, wurden vorgestellt. Darunter auch die „Selbst-Räucherung“. Ob daher der Begriff Selbstbeweihräucherung stammt? Es glich einer Art Waschung mit Rauch. Maria S. Hoffmann nahm den Rauch mit zwei Händen aus der Schale und streifte ihn über, hinter, um sich und an sich herunter. Sie erklärte uns, wie wichtig es sei, dabei ganz auf sich konzentriert zu sein und dass der Rauch ihr oft helfe, als Kursleitung Kraft und Ruhe zu schöpfen. In vielen anderen Kulturen der Welt ist das Räuchern noch Teil des Alltages. „Wie Zähneputzen“ sagte sie und wir lachten. Ja, tatsächlich wird in Indien beispielsweise das Räucherstäbchen direkt nach dem Aufstehen angezündet. Es muss nicht immer einen besonderen Zeitpunkt oder Anlass geben zum Räuchern. Es ist wie mit allen Dingen, Erfahrungen sammeln wir nur durch das Tun. Da wir in Deutschland das Räuchern nur aus der Kirche oder den 70er, 80er Jahren kennen, haben wir ein anderes Bild vom Rauch und das lohnt sich zu verändern.

Es war geradezu befreiend, wie locker das Thema an uns herangetragen wurde. Auch beim nächsten Durchgang durften wir eigene Erfahrungen sammeln und unsere Sinne wurden gefordert.

Herr Hessel stellte eine Reihe von Kräutern vor, die sich zum Räuchern eignen, und wir Teilnehmenden konnten versuchen, die Pflanze nur am Duft des Rauches zu identifizieren.
Eine wunderbare Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Wirkung der jeweiligen Pflanzen zu machen. Und es war wirklich spannend was für Bilder und Empfindungen der Kreis von Menschen am Schluss einer jeden Räucherung zusammentragen konnte. Oft stimmte es mit den Informationen überein, die uns anschließend als Wirkungsspektrum der Pflanzen vorstellt wurden.

Natürlich gab es auch Informationen über die verschiedenen Wege zu räuchern, den Zeitpunkt des Sammelns und die Möglichkeiten zum Trocknen. Einige Teilnehmende hatten auch Materialien zum Probieren und Tauschen mitgebracht, wovon rege Gebrauch gemacht wurde.

In der Schlussrunde wurde deutlich, wie sehr wir alle diese Veranstaltung und das Zusammensein genossen haben. Es war ein schöner Tag mit vielen Eindrücken und umfangreichen Informationen.

Ich fühle mich mit diesem Seminar reich beschenkt. Ich sammle ständig neue duftende Pflanzen-Erfahrungen und habe ein kraftvolles Werkzeug mehr, um gut durch die Wintertage zu kommen. Dies wünsche ich Ihnen auch.