Thymian
Mediterranes Gewürz und Heilkraut
Der Thymian (Thymus vulgaris) stammt aus dem Mittelmeerraum. Er wächst wild in Südeuropa und Nordafrika. Thymian gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen mit einer sehr langen Tradition. Das belegen Zeugnisse aus der Pharaonenzeit sowie Berichte griechischer und römischer Ärzte der Antike. In unserer Heimat wurde seine heilende Wirkung auf Lunge und Bronchien erst im Mittelalter bekannt.
Beim Thymian handelt es sich um einen unscheinbaren, bis zu 40 cm hohen Zwergstrauch mit verholzenden Zweigen und blass-lila Lippenblüten. Man verwendet die von den Stängeln getrennten (gerebbelten) Blätter, die blühenden Zweige oder sogar ausschließlich die Blüten des Thymians. In der Küche wird Thymian gerne als Gewürz verwendet.
Eine respektable Verwandtschaft
Die Pflanzenfamilie der Lippenblütler (Lamiaceae), zu der der Thymian gehört, bietet uns ein umfangreiches Spektrum an Heilpflanzen: einjährige Kräuter wie Bohnenkraut, Basilikum oder Majoran, Stauden wie Origanum, Ysop, Andorn, Augentrost, Melisse oder Pfefferminze, und zahlreiche Zwergsträucher wie Bergbohnenkraut, Salbei, Lavendel oder Rosmarin.
Die meisten dieser Wärme liebenden Arten stammen aus dem Mittelmeerraum und wurden im Mittelalter von Mönchen in die Klostergärten nördlich der Alpen gebracht und dort weiterkultiviert.
Als einheimischen Verwandten des Thymians sei noch der Quendel oder Feldthymian erwähnt, Thymus serphyllus, der in der Heilkunde ähnlich wie sein mediterraner Vetter angewandt wird. Diese Pflanzenfamilie hat es also in sich und wird uns noch häufiger begegnen.
Thymian im Garten
Heute bieten die Gartenfachmärkte ein umfangreiches Sortiment an Kräutern an, Thymian gibt es in diversen Züchtungen, mit grün-weißen oder gelblichen Blättchen mit Zitronenduft und anderen Aromen. Als Heil- und Gewürzpflanze bleibt aber der einfache grüne, kleinblättrige Thymian unübertroffen.
Er braucht wasserdurchlässigen Boden und sollte volle Sonne haben. Ideal ist ein Platz im Steingarten. In kalten Lagen braucht er im Winter eine schützende Abdeckung mit Reisig. An Dünger sollte man sparen, das bringt zwar Masse, geht aber auf Kosten von Geschmack und vor allem der Wirkung, außerdem sind überdüngte Pflanzen eher frostgefährdet. Thymian braucht, wenn er nicht abgeerntet wird, im Herbst einen Rückschnitt, die Pflanzen vergreisen sonst. Über Stecklinge kann man Thymian gut vermehren.
Was alles in ihm steckt
Thymian enthält ätherisches Öl, dessen Hauptbestandteil das Thymol ist. Außerdem sind Flavonoide und Gerbstoffe enthalten. Die genaue Zusammensetzung der Inhaltsstoffe variiert stark nach Art und Herkunft des Thymians, hier spielt besonders die Höhenlage des Wuchsortes eine entscheidende Rolle.
Das Thymol hat auf Pilze und Bakterien eine wachstumshemmende Wirkung und hindert auch Viren an der Ausbreitung. Es regt die Tätigkeit des Flimmerepithels in den Bronchien an, verflüssigt Schleim, wirkt krampflösend und fördert den Auswurf bei Husten.
Aus diesen Gründen ist der Thymian bei allen Atemwegserkrankungen wie Husten, Bronchitis und Erkältungskrankheiten der oberen Atemwege eine große Hilfe. Bei Reiz- oder Keuchhusten dient er zur Linderung der Hustenanfälle. Äußerlich wird Thymian-Tee bei Hautentzündungen eingesetzt.
Thymian in der Praxis
Im Humanbereich hilft Thymian bei Bronchialproblemen und entzündeten Mund- und Rachenschleimhäuten, und auch für Tiere ist er bei vielen Atemwegsproblemen das Mittel der Wahl.
Thymian löst den festsitzenden Schleim in den Bronchien, seine krampflösenden Eigenschaften entspannen die Muskulatur und lassen den Schleim leichter abfließen. Die ätherischen Öle reduzieren das Wachstum schädlicher Keimrasen auf den Bronchialschleimhäuten, ebenso wie in Rachen, Magen und Darm. Pferden hilft er bei Stauballergien. Thymian-Tee ist eine starke Hilfe bei allen Schleimhautentzündungen und Atemwegsproblemen. Die Gerbstoffe des Thymians unterstützen die entzündungshemmende Wirkung und regulieren die Verdauung. Damit werden für Mensch und Tier viele Speisen bekömmlicher. Der regionale Name Wurstkraut zeigt uns ganz klar, wo es lang geht. Die Leber wird mit unterstützt, im Darm werden Gärungs- oder Fäulnisprozesse verhindert und die positive Darmflora wird gefördert.
In der Therapie sollte man den Thymian deswegen nicht allein bei Bronchialproblemen in Erwägung ziehen, denn auch bei Darmproblemen und Blähungen sorgt Thymian für schnelle Hilfe.
Aufgegasten Pferden verabreicht man 1-3 Esslöffel Thymian, dann kann man förmlich zusehen, wie die Blähungen zurückgehen. Thymian wirkt zusätzlich austreibend auf Würmer und Darmparasiten.
Thymian in der Tränke oder im Futter
Wir können Thymian dem Futter bemischen oder für eine zügige Wirkung genauso gut Tee kochen. Der Vorteil des Tees liegt darin, dass er sehr schnell verstoffwechselt wird und die Wirkung rasch eintritt. Bei Bronchialproblemen wird der Tee am besten handwarm in die Tränke gegeben.
Bei der Verfütterung liegt der klare Vorteil in der anhaltenden Wirkung auf die Darmschleimhaut. Das bietet sich geradezu an, wenn man den Thymian bei Dysbiose oder gegen Darmparasiten einsetzen will.
Für die Teezubereitung einen Esslöffel Thymian mit einem Liter kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Da die heilende Wirkung auch auf dem Gehalt an ätherischen Ölen beruht, sollte man den Tee abgedeckt ziehen lassen. Den aromatischsten Tee erhalten sie aus frischem, blühendem Thymian.
Wer Thymian im Garten hält, wird feststellen müssen, dass er recht langsam wächst und die Ernte eher den Küchenbedarf deckt. An einem blühenden Thymian werden Sie aber Ihre Freude haben und ihn mit zahlreichen Insekten teilen.
Manfred Heßel, Diplom-Ökologe