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Kümmel

Doldengewächse

Vielen Phytotherapeuten sind die Doldengewächse generell suspekt. Das ist sehr schade, denn in dieser Familie sind nur wenige Giftpflanzen, die diese Furcht rechtfertigen. Die meisten Doldengewächse haben für Mensch und Tier eine große Bedeutung als Heil-, Würz- oder Gemüsepflanze.

Durch den arttypischen Geruch lassen sich viele bestimmen: Gewürze wie Anis, Fenchel, Koriander oder Petersilie und Gemüse wie Sellerie, Pastinake und Möhre. Ein wichtiger Vertreter der Doldengewächse ist der Kümmel (Carum carvi), mit dem wir uns heute auseinandersetzen wollen.

Kosmos und Erde

Die Doldengewächse sind eine Familie mit einem klaren Ordnungsprinzip. Sehr stark an kosmischen Grundsätzen orientiert, zeigen die Doppeldolden mit ihrer starken Ordnung sowohl sammelnde zentrierende Kräfte, wie hingebende und verausgabende. Sie polarisieren und sie verbinden. Mit kräftigen hohlen Stängeln leiten sie die kosmische Energie in die Erde und haben in ihren kräftig ausgebildeten Speicherwurzeln gleichzeitig eine starke Betonung des Erdelementes.

In der Erde lösen die Pflanzenwurzeln die Nährstoffe aus dem Boden heraus. Sie schließen den Boden auf und verwandeln das Mineralische in das Organische. Im Boden findet die Nahrungsaufnahme der Pflanzen statt. Darum haben alle Wurzeln eine starke Affinität zum Geschehen im Darm von Tieren und Menschen, darum sind die Wurzelgemüse wie Möhren, Sellerie, Pastinake so gute Magen-Darm-Therapeutika.

Der Kümmel (Carum carvi)

Der Kümmel ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet eine niedrige Blattrosette, im zweiten Jahr bildet sich dann der gefurchte Stängel mit den zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern. Die aufrechten Stängel sind kaum behaart und reich verzweigt. Der Kümmel erreicht eine maximale Wuchshöhe von knapp einem Meter. Zwischen April und Juni bilden sich die weißen bis leicht rosafarbenen Blüten, im Juli/August reifen dann die Früchte.

Als Wiesenpflanze ist er eher unscheinbar, mit seinen kleinen Dolden und den wenigen gefiederten Blättchen.

Der Same ist unverkennbar im Geschmack. Die sichelförmigen braunen Kümmelkörner gelten als das klassische Gewürz zu schweren Speisen.

Nicht verwechselt werden sollte der Kümmel mit dem Kreuzkümmel (Cuminum), der ebenfalls zu den Doldengewächsen zählt, und erst recht nicht mit dem Schwarzkümmel (Nigella), einem Hahnenfussgewächs. Auch diese beiden sind wichtige und wertvolle Heilpflanzen, sie schenken uns aber völlig anderen Beistand.

Alte Nutzpflanze

Der Kümmel gehört mit zu den ältesten Heil- und Gewürzpflanzen. Ursprünglich stammt der Kümmel aus Asien, heute ist er in ganz Europa und Nordafrika verbreitet.

Durch seinen aromatischen Duft und seinen intensiven Geschmack ist er gut zu erkennen. Besonders beliebt zur Anregung der Verdauungsorgane, bei Magenschwäche und Magenkrämpfe.

Kümmel gilt als das beste pflanzliche Mittel gegen Blähungen überhaupt und ist deshalb auch als Arzneimittel in der Kinderheilkunde sehr gebräuchlich. Häufig wird Kümmel mit anderen Heilpflanzen kombiniert, hier hat sich die Mischung mit Anis und Fenchel sehr bewährt. Diese Kombination ist ideal gegen Blähungen, Völlegefühl oder leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Bei stillenden Frauen und bei allen laktierenden Tieren fördert Kümmeltee die Milchbildung und er reduziert über die Milch auch die Blähungen bei den Säugenden.

Was darin steckt

Kümmel enthält ein ätherisches Öl, das zum größten Teil aus der geruchsbestimmenden Komponente Carvon und verschiedenen Terpenen, wie Limonen, besteht. Diesen werden die Hauptwirkungen des Kümmels zugeschrieben. Weiterhin sind fettes Öl, Polysaccharide, Proteine, Cumarine und Flavonoide enthalten.

Anwendungen

Das ätherische Öl im Samen wirkt verdauungsfördernd und krampflösend. Außerdem regt Kümmel die Gallen und Magensaftproduktion an und fördert den Appetit. Die ätherischen Öle haben gleichzeitig eine wachstumshemmende Wirkung auf Bakterien und Pilze.

Besonders häufig werden Kümmelpräparate in der Kinderheilkunde eingesetzt, sie eignen sich auch hervorragend für Hunde und Pferde. Häufig ist Kümmel zusammen mit anderen Pflanzen, die ätherische Öle enthalten, Bestandteil von Magen- und Darmmitteln und Milchbildungstees.

Die Volksmedizin rät ebenfalls zu Kümmel, um die Milchproduktion zu fördern. Die Mischung mit den nahen Verwandten Fenchel und Anis bietet sich an. Das Trio ergänzt sich in der Kombination der ätherischen Öle und ist geschmacklich angenehm ausgewogen. Bei säugenden Tieren, die zu wenig Milch geben, ist der Einsatz immer einen Versuch wert. Neben den Samen können an Pflanzenfresser auch die Blätter und die Wurzel verfüttert werden. Der höchste Wirkstoffgehalt ist aber in den Samen.

Kümmel in der Anwendung am Tier

Eine traditionelle Anwendung ist das Fresspulver, das man aus gemahlenem Kümmel mit anderen Kräutern wie Kamille, Wermut und Fenchel mischte und Ferkeln, Kälbern und Geflügel unters Futter gab. Damit fraßen die Tiere besser und kamen ohne Durchfall über die problematische Absetzphase. Zur darmreinigenden und karminativen Wirkung kommt auch die Bakterien und Pilze hemmende Wirkung. Bei allen Darmstörungen und Durchfällen sind bitteraromatische Mischungen mit Kümmel eine wirkungsvolle Therapie.

Zusammen mit Anis und Fenchel beruhigt der Kümmel den nervösen Magen, vermeidet Erbrechen bei Tieren, die z. B. das Autofahren nicht vertragen, und hilft besonders denen, die durch Umgebungs-Stress, sei es von anderen Tieren, sei es vom Halter selbst verursacht, häufig erbrechen oder schlecht verdauen.

Tiere mit Blähungen und Hunde, die häufig Pansen fressen, sollten regelmäßig gemahlenen Kümmel bekommen.

Als blähungstreibendes, krampfstillendes und gärungswidriges Mittel wird Kümmel bei Koliken angewandt.

Der immer wieder zu lesende Hinweis: nicht über längere Zeit geben, da es sonst zu Nieren- und Leberschäden kommen könnte, ist nur bedingt gerechtfertigt. Bei einer angemessenen Dosierung der Kümmelsamen sind diese Schäden nicht zu befürchten.

Empfohlene Tages-Dosierung (nach Rabinovich 1981)
Hunde je nach Größe, 0,5 bis 2 g, Katzen 0,2 g, Schweinen gibt man 5 – 10 g, Rindern 25-50 g und Pferden 10 – 25 g.

Vor dem Verfüttern sollten die Samen gemörsert, gemahlen oder geschrotet werden, sonst werden die meisten Samen unverdaut wieder ausgeschieden.

Das reine ätherische Kümmelöl zur äußeren Anwendung eignet sich zur Massage bei Krämpfen aller Art und wird vor allem bei Bauchkrämpfen eingesetzt.

Bei Welpen und Kleintieren nimmt man einen Tropfen auf 20 ml fettes Öl, (z.B.: Oliven-, Mandel- oder Avocadoöl), für erwachsene Tiere oder Menschen nimmt man 5 Tropfen auf 20 ml Öl.

Manfred Heßel, Diplom-Ökologe

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